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[scherbel.sarah.aub] - 17. Dez 2024, 16:21

Adventskalender (18): The Book of Miracles / Das Augsburger Wunderzeichenbuch

Bücher lassen uns in Welten voller Wunder eintauchen, hinter dem heutigen Türchen unseres Adventskalenders geht es ganz genau darum - Wunder -
Das Book of Miracles, bildet Wunderzeichen von der Antike bis zu Renaissance ab.
Das erst kürzliche Auftauchen des, um 1552 gefertigten, Originals des Augsburger Manuskripts, in 2009, grenzt dabei selbst fast an ein Wunder.
In 167 farbigen Gouache- und Aquarellillustrationen verleiht es dem stetig wachsenden Interesse an außergewöhnlichen, von Gott gesandten Zeichen, im Europa des 16. Jahrhunderts auf besondere Weise Ausdruck.
Die behandelten Vorstellungen waren jedoch schon damals keine Neuerung, sie greifen auf Überlieferungen von Omen und Weissagungen, bis in die klassische Antike und auf die Bibel zurück.
Das Augsburger Manuskript reiht sich in eine damalige neue Form der Textgattung und ein generell aufkommendes Bedürfnis an Spiritualität dieser Zeit ein. Der Aufstieg der Wunderzeichenbücher in der Renaissance begann um das Jahr 1500 mit ersten Versuchen Wunderzeichen, Omen und auch Plagen in Büchern zu versammeln.
Einer der ersten Schöpfer dieser neuen Textgattung lässt sich in dem Straßburger Humanisten Sebastian Brandt (1457/58-1521) und seinen Flugblattgedichten über Ungeheuer, astronomische Ereignisse und andere Wunder, finden. Sein bekanntestes Werk ist die berühmte Moralsatire 'Das Narrenschiff'.
Aber zurück in das Jahr 1552 und zu unserem Augsburger Wundern.
Als Schöpfer werden Heinrich Vogtherr d. J. und Hans Burkmair d. J. angesehen.
Beide hatten kurz zuvor schon an dem Augsburger Geschlechterbuch zusammengearbeitet.
Und einige besondere Seiten ihrer Kreationen von Himmelserscheinungen, Sternenkonstellationen, Feuerbrünsten sowie rätselhafter Phänomene (inkl. ihrer Transliterationen) möchte ich Euch nun zeigen.

Kometen

Komet
1007
Im 1007. Jahr nach der Geburt Christi erschien ein wunderbarer Komet.
Der gab Feuer und Flammen in alle Richtungen von sich.
Dass er auf die Erde fiel, ist in Deutschland und Italien gesehen worden.
Fol. 34
Komet in Mainz
1519
Im Jahr 1519, am 14. Tag nach dem Tod des allerdurchlauchtigsten, großmächtigsten
Römischen Kaisers Maximilian - ruhmvollen Andenkens -, ist dieser so geformte
Komet über der Stadt Mainz zwei ganze Tage gesehen worden, dergestalt,
dass sich der Stern rheinaufwärts und das Kreuz abwärts gestellt hat.
Fol. 100
Vier Kometen
1531
Im 1531. Jahr haben vier Kometen einander gegenüber
am Himmel gestanden, dass man sie in den Niederlanden an
manchen Orten gesehen hat, wie sie gemalt sind.
Fol. 121

besondere Ereignisse

1448
Im 1448. Jahr, am ersten Tag des Septembers, in der sechsten Stunde vor Mittag Uhr,
ist eine Finsterniss der Sonne - wie dann hier gemalt - gesehen worden.
Danach sind großer Krieg und Blutvergießen, Mord, Raub und Tyrannei in
England, Frankreich, Spanien und Flandern, Apulien in Italien und Deutschland gefolgt.
Auch geschah den Griechen durch die Türken großer Schaden.
Fol. 77
1482 [tatsächlich: 79 n.Chr.]
Im 1482. Jahr ist der hohe öl- und weinreiche Berg Vesuv in Kampanien
- viertausend Schritt von der Stadt Neapel gelegen -
im Gipfel oder in der Spitze aufgerissen und hat ein solches Feuer
heraufgeschleudert, dass Städte und Dörfer und alle Bäume verbrannt sind.
Auch wollte ein Dichter, Plinius der Ältere genannt, das Feuer sehen
und das Feuer verschlang auch ihn.
Fol. 85
1174
Im 1174. Jahr n. Chr. erschienen in deutschen Ländern drei Monde
und in der Mitte ein Kreuzzeichen, frei und ganz darüber,
so dass die Monde dahinter leuchteten.
Fol. 49

Nebensonnen

1519
Im 1519. Jahr, am 11. Januar, dem Tag vor Kai[ser] Ma[ximilians]
Hinscheiden gesehen worden, zu seinem ruhmvollen Gedenken.
Fol. 99
1528
Im 1528. Jahr, sind auf den sechzehnten Tag des Monats Mai
solche Regenbogen zu Innsbruck gesehen worden
- hier und dort auftauchend, ebenso waren drei Sonnen zu sehen -
und ein Mond so halb daneben, wie hier gemalt ist.
Fol. 114
1527
Im 1527. Jahr, am siebzehnten Februar, sind zu Kaufbeuren drei Sonnen in zwei Regenbogen eingeschlossen am Himmel, an das Gebirge angrenzend, gesehen worden. Und die zwei äußeren Sonnen sind zur mittleren Sonne hin rot und zum Regenbogen hin gelb gewesen. Und ein weißer Streifen ist in der Mitte dort hindurch gegangen und der innere Regenbogen ist so gelb in seinem Schein gewesen, dass man nicht hineinsehen konnte wegen der Helligkeit.
Fol. 112

himmlische Reiter/ Kämpfer

1531
Im 1531. Jahr ist bei Straßburg und in anderen Gegenden
ein blutiges Luftbild mit einem Schwert in der Hand gesehen worden,
zu dem eine feurige Burg und gegenüber ein berittener Heereszug, wie hier gemalt ist.
Fol. 124
1533
Im 1533. Jahr hat man in Böhmen ein Pferd in den Lüften gesehen
und einen Reiter, als wollte aufsitzen, wie dann hier gemalt ist.
Fol. 126
1545
Im 1545. Jahr, am neunundzwanzigsten Tag des März, am Palmsonntag, ist eine grausame, schreckliche Erscheinung in dem Königreich Polen gesehen worden. Morgen um acht Uhr hat sich ein großer Donnerschlag ereignet. Nach diesem hat man im Osten drei rote Kreuze gesehen, in der Mitte einen Mann in Rüstung mit einem feurigen Schwert. Dem ist eine große Kriegerschar zu Pferd und zu Fuß entgegengekommen und hat mit ihm gekämpft bis um ein Uhr nach Mittag. Doch hat er sie besiegt und den Platz zwischen den drei Kreuzen für sich allein behalten. Da ist ein Drache erschienen und hat den Mond verschlungen.
Fol. 150

wundersame Tiere / Monster

1543
Im 1543. Jahr ist in Dillingen ein solches vierfüßiges Hennlein ausgeschlüpft
und danach plötzlich gestorben
- aber dennoch sorgfältig abgemalt durch den Maler des Bischofs daselbst.
1543
Im 1543. Jahr hat man einen solchen Wunderfisch
im dänischen Meer gefangen, wie dann hier gemalt und verzeichnet ist.
Und er ist so lebendig in die Stadt Kopenhagen gebracht worden.
Fol. 145
1496
1496 nach Christi Geburt, im Monat Januar, zu der Zeit, als der Tiber hoch und weit
bei Rom über die Ufer getreten ist:
welch Wundertier zeigte sich tot aufgefunden dort,
wo das Wüten und die Kraft des Wassers des Tiber nachgelassen hatte,
und ist in dieser Gestalt und Form gewesen, wie es da gemalt ist.
Fol. 90
1534
Im 1534. Jahr hat man eines der wunderbaren Wesen,
die im offenen Meer leben, gefangen und nach Venedig gebracht,
und es sieht aus, wie hier gemalt ist.
Fol. 133
Quellen:
Till-Holger Borchert, Joshua P. Waterman: The Book of miracles. Facsimile of the Augsburg manuscript from the collection of Mickey Cartin. Das Wunderzeichenbuch. Kommentarband und Faksimileband. Dreisprachige Ausgabe (englisch, deutsch, französisch). Taschen, Köln 2013
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Augsburger_Wunderzeichenbuch&oldid=243432249 (zuletzt aufgerufen am: 17.12.2024 17:30 Uhr)
(Alle hier dargestellten Bilder sind gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 100 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.)
(S.Sch. Kurs 23/26)

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