[studierende.aub] - 8. Nov 2024, 18:00
Von verwinkelten Gängen und Schätzen zum Staunen – Führung durch die Bibliothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München
05.11.2024. Schon die Eingangshalle beeindruckt mit einer Ausstellung antiker Skulpturen, vorwiegend aus hellenistischer Zeit, und stimmt uns auf einen außergewöhnlichen Nachmittag ein. Moment mal – wir wollen doch eine Bibliothek besichtigen und kein Museum? Schnell wird klar: dies ist längst nicht das einzig Besondere hier.
Aber erstmal der Reihe nach: Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte mit seiner Bibliothek befindet sich im Münchner Haus der Kulturinstitute, das noch 5 weitere kulturelle Einrichtungen beherbergt: die Staatliche Graphische Sammlung, das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, die Institute für Ägyptologie und für Klassische Archäologie der LMU und die Verwaltung der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek. Das erklärt, warum hier so viele Gipsfiguren stehen.
Unser Maskottchen darf natürlich nicht fehlen
Im Vorraum der Bibliothek angekommen, teilen wir uns in zwei Gruppen und werden auch gleich zur Führung abgeholt. Was sofort auffällt: Dieses Gebäude war ursprünglich nicht als Bibliothek konzipiert, sondern es handelt sich um das ehemalige NSDAP-Verwaltungsgebäude. Nach dem 2. Weltkrieg richtete die US-Militärregierung dort eine Sammelstelle für die Rückführung von NS-Raubkunst ein und benötigte für ihre Tätigkeit eine Handbibliothek – das war die Geburtsstunde des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, kurz ZI. Heute ist das ZI das einzige außeruniversitäre kunsthistorische Forschungsinstitut in Deutschland und verfügt über eine der weltweit bedeutendsten kunsthistorischen Fachbibliotheken weltweit. Zwischen Reihen von Bücherregalen erfahren wir, dass die Bibliothek über 750.000 Bände, 1.200 laufende Zeitschriften, mehr als 77.000 Auktionskataloge, kunsthistorische Datenbanken sowie eine Photothek mit rund 900.000 Medieneinheiten verfügt. Davon ist der allergrößte Teil frei zugänglicher Präsenzbestand, sogar in den Magazinräumen.
Wir merken schnell: Bei der Menge an Beständen muss der Platz optimal ausgenutzt werden, beispielsweise mit Kompaktregalanlagen. Doch hier stellt die historische Bausubstanz einen immer wieder vor Herausforderungen: Die meisten Räume sind nicht für solch ein hohes Gewicht ausgelegt und bei jeder baulichen Maßnahme muss erst ein Gutachten über die Statik eingeholt werden.
Vom Magazin im Keller geht es weiter in die modern ausgestatteten Lesesäle, deren Türen allen offen stehen, die etwas mit Kunstgeschichte zu tun haben. Recherchieren kann man im kubikat, dem Verbundkatalog des Kunsthistorischen Instituts Florenz, des ZI, des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris sowie der Bibliotheca Hertziana in Rom. Darüber hinaus bietet die Bibliothek Zugang zu Fachdatenbanken und Portalen. Schließlich gelangen wir zum aktuellen Ausstellungsbereich zum Thema Comics. Aber nicht nur Ausstellungen, sondern auch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm wird geboten.
Im Anschluss an die Führung erhalten wir einen exklusiven Einblick in einige besonders außergewöhnliche Gegenstände aus dem Bestand der Bibliothek – Kuriosita zeitgenössischer Kunst von Kulturbeuteln bis Pop-up-Büchern in schrillem Comic-Stil. Auch ein Karton mit Schachtel, Stacheldraht und Handschuhen ist dabei. Da wird auch das Katalogisieren nie langweilig!
Unser Ausflug ins ZI endet mit Kaffee und Kuchen in der Cafeteria. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle Beteiligten am ZI für die spannenden Einblicke und den schönen Nachmittag!
Kurs 23/26
iF
Bildquellen: eigene Aufnahmen