[reckziegel.ines.aub], [studierende.aub] - 16. Okt 2024, 13:28
Abenteuer Budapest: Kurs 22/25 auf Studienfahrt
Die Studienreise unseres Kurses 2022/25 nach Budapest begann mit erwartbaren Herausforderungen: der geplante Zug von München aus fiel wegen Hochwasser aus, sodass wir gezwungen waren, in Salzburg auf die Westbahn umzusteigen, um Wien zu erreichen. Dort angekommen hatten wir alle zwei Stunden Zeit, die Hauptstadt Österreichs zu erkunden; so blieb einigen von uns auch das berühmte Schloss Belvedere nicht verborgen. Danach ging es weiter nach Budapest, wobei der Zug so voll war, dass einige keinen Sitzplatz fanden und angesichts der verzweifelten Lage Koffer kurzerhand als Sitzgelegenheit zweckentfremdet wurden. In Budapest angekommen, führte uns die Metro zu unserer Unterkunft, wobei wir die legendäre Haltestelle "Semmelweis Klinikák" zu unserem größten Bedauern leider nicht erreichten, sondern vorher an "Corvin Negyed" aussteigen mussten. Nach einem kleinen Kampf mit der widerspenstigen Eingangstür, die ein paar von uns schon zu Beginn Begrüßungsbeulen einbrachte, erreichten wir endlich das Apartment mit einem Innenhof, der an eine Gladiatorenarena erinnert.
Drachen, Paläste und eine Familienfehde, die mit einer Liebesgeschichte endet. Nein, wir befinden uns in keinem Märchen sondern in der Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár - also der Metropolitan Ervin Szabó Library. Insgesamt hat die öffentliche Bibliothek in Budapest 49 Standorte. Der wohl beeindruckendste Standort ist aber definitiv die Zentralbibliothek, welche ihre Räumlichkeiten in vier ehemaligen Palästen hat. Zwar sind einige der Paläste durch die Verstaatlichung innen eher moderne Räume, aber in anderen Räumen ist die Innenausstattung noch die selbe wie vor etwa 100 Jahren. Beeindruckt von der Größe und Schönheit der Bibliothek sowie den spannenden Geschichten der Paläste und ihrer Familien verließen wir die Bibliothek wieder und teilten uns auf, um in Kleingruppen die Stadt zu erkunden. So fand sich beispielsweise die eine Gruppe mit Lichtschwertern in der Hand in einer Star-Wars-Ausstellung wieder. Eine andere Gruppe aber sah sich die Synagoge von außen an und ging weiter zur St.-Stephans-Basilika. Highlight dort war nicht nur die Kirche und ihre Räumlichkeiten selbst, sondern auch der Panoramablick über die Stadt, den man dort genießen konnte. Und da die Basilika kein Geheimtipp in Budapest ist, trafen sie dort auch direkt auf eine weitere Gruppe. Für die einen ging es danach weiter zum Eis essen, die anderen überquerten auf der Kettenbrücke die Donau.
Meanwhile in Munich…
Anders als geplant verbrachten drei von uns Studierenden spontan die restliche Studienwoche im Einzugsgebiet der Mater Bibliothecarum. Grund dafür waren unter anderem die vorprogrammierten Verspätungen und Zugausfälle wegen des Hochwassers auf der Strecke zwischen Salzburg und Linz, die man dem klausurgeschwächten Stresstoleranzlevel im Einzelfall nicht zumuten wollte. So fanden wir uns wie gewohnt montags gegen halb neun am Portal des Fachbereichs ein. Transponderlos klingelten wir uns bis nach ganz unten. Die Luft im Klassenzimmer vibrierte noch von den Stimmen der Kurskolleginnen und -kollegen, obwohl das Raumschild an der Tür bereits gegen jenes des nachfolgenden Jahrgangs ausgetauscht worden war. Um der wehmütigen Atmosphäre nicht länger standhalten zu müssen, wechselten wir nach Bekanntgabe unseres Arbeitsauftrags in den Sozialraum für Studierende. Von dünnem Kaffeegeruch umhüllt, machten wir uns ans Werk und verglichen die Bibliotheken der verschiedenen Fachbereiche miteinander, entwickelten eine Handreichung für Entscheidungstragende in Hinblick auf die Anbindung an einen gemeinsamen Katalog. Manch einer wurde aufgrund besonderer physischer Eignung währenddessen dienstlich abbeordert, was den Teamgeist kurzzeitig nicht unerheblich schmälerte. Da wir die restliche Woche remote am Projekt weiterarbeiten durften, erfolgte nach nur wenigen Stunden erneut der Abschied von den vertrauten Studienräumen – diesmal aber wirklich für die nächsten sechs Monate (bzw. bis zur Laptopabgabe am Freitag). Wie auf Studienfahrt üblich, wollten auch wir es uns nicht nehmen lassen, die Freizeit damit zu verbringen, die Isarperle nahe des Weißwurstäquators touristisch zu erkunden. So zog es uns am Montagnachmittag noch auf die Wiesn. Beim Verspeisen eines traditionell ungarischen Langos fragten wir uns, was die Kommilitoninnen und Kommilitonen wohl parallel gerade in Budapest unternahmen. Mit Mandel- und Lebkuchenduft in der Nase traten wir schließlich den Heimweg an.
Back in Budapest
Am zweiten Tag ging es zunächst in die Bibliothek des ungarischen Parlaments. Sie führt ca. 650.000 Einheiten für mehr als 8000 registrierte Nutzer, zu denen unter anderem Forschungseinrichtungen, Studierende und Ministerien gehören. Später folgte eine Führung durch die ungarische Nationalbibliothek. Diese hat ihren Sitz auf der Budaer Burg. Ihr Bestand von ca. 8 mio. Medien setzt sich neben ihrer generellen Sammlung auch aus einer Gruppe von Spezialsammlungen (Manuskripte, Karten, Fotografien u.v.m.) zusammen. Zum Abschluss wurde uns noch das beeindruckende Digitalisierungszentrum vorgeführt, mit Einblicken, die man sonst eher selten bekommt. Insgesamt ein umfangreicher aber auch sehr informativer Besichtigungstag.
An Tag 3 besuchten wir die Bibliothek des Goethe-Instituts in Budapest. Es war ungewohnt, mitten in der ungarischen Hauptstadt plötzlich deutschsprachige Bücher zu finden. Die Bibliothek bietet nicht nur die neuesten deutschen Bestseller, sondern auch eine Bibliothek der Dinge sowie ungarische Übersetzungen deutscher Bücher. Hier werden Bücher ausgeliehen, aber auch ungarische Übersetzungen gefördert, Buchclubtreffen organisiert, zahlreiche Veranstaltungen abgehalten und Raum für interkulturellen Austausch geboten. Ein echter kultureller Treffpunkt für alle Interessierten an deutschsprachiger Literatur und Kultur - und das mitten in Ungarn!
Am fünften Tag unserer Studienfahrt durften wir die Universitätsbibliothek Budapest besuchen.Die Bibliothek wurde 1561 von Miklós Oláh gegründet und entwickelte sich 1635 zur Universitätsbibliothek. Das imposante Gebäude, in dem sie heute untergebracht ist, wurde 1876 errichtet und beherbergt fast 2 Millionen Medien – eine beeindruckende Sammlung! Bei unserem Besuch wurden wir herzlich empfangen und durften besondere Werke mit Deutschlandbezug bestaunen, darunter eine Weltchronik und historische Gebetsbücher. Der Lesesaal war ein echter Hingucker, prunkvoll und einladend. Ein paar Highlights der Führung waren ein Stuhl im Direktorenzimmer, auf dem schon Tom Hanks Platz genommen hat, sowie die Geschichte eines Motorrads samt Beiwagen, das die Bibliothek im 19. Jahrhundert nutzte, um überfällige Bücher von den Nutzer*innen zurückzuholen. Den krönenden Abschluss bildete ein spannender Einblick in die Arbeit des Restaurators, der uns die faszinierende Kunst der Buchrestaurierung näherbrachte. Besonders hervorheben möchten wir hierbei auch, dass die Führung für uns auf Deutsch gehalten wurde. Dabei wurden die Erzählungen des Restaurators simultan von Ungarisch auf Deutsch übersetzt, was uns sehr beeindruckte. Um den letzten Abend unserer Studienfahrt gebührend zu feiern, versammelten wir uns gemeinsam beim Italiener zum Abendessen und konnten dort unsere Eindrücke von Budapest nochmal Revue passieren lassen.
Auch am Tag der Heimreise hieß es für den Kurs, trotz spontan vorverlegter Abfahrt aus Budapest, dass das Leben wieder in vollen Zügen genossen werden konnte. Zu den bereits auf der Anreise bestehenden Flutschäden an den Gleisen gesellten sich nun zudem Sturmschäden vom Donnerstag, welche den Bahnbetrieb in und durch Österreich weiter einschränkten. Nichtsdestotrotz machte sich der Kurs, teils durch einen langersehnten Besuch bei Tesco aufgeheitert, mit dem ersten Zug, welcher gleichsam charmant wie klapprig war, erfolgreich auf zur Zwischenstation in Wien. Dort wurde der angedachte Plan mit der Westbahn direkt nach München weiterzufahren verworfen, da die Tickets auf einmal doch nicht mehr vom Verkehrsunternehmen anerkannt wurden. Ein Umstand, der auf den jeweiligen Webseiten als gegenteilig kommuniziert wurde. Schade um die schöne Platzreservierungsgebühr… Also der folgte Entschluss doch Züge der ÖBB zu benutzen. Gesagt, einen spontanen Gleiswechsel durchgeführt, getan! Durch glückliche Fügung konnte sich der ganze Kurs im recht überfüllten Familienwaggon versammeln und nach einigen Stopps waren auch alle mit Sitzplätzen versorgt, sodass nach knapper Verdopplung der ursprünglich angedachten Reisezeit den Sehnsuchtsort München relativ bequem erreicht wurde. Teilweise mussten sich Kursmitglieder dort schon verabschieden und Pläne für Treffen während des Praxissemesters wurden bekräftigt, schließlich wollen wir uns, genauso wie unsere tolle Zeit in Budapest, auch im nächsten Studienabschnitt nicht vergessen.
- Kurs 2022/25