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Eine Woche an der Landesfachstelle
Katalogisieren, Erwerbung, FOLIO … der Bibliotheksalltag an der UB Regensburg hatte uns schnell in Beschlag genommen.
Doch da ist ja noch diese andere Seite des Bibliothekswesens. Ja, tatsächlich hat man von ihnen gehört (gepeinigt in den Plänen zum Bibliothekswesen in WiOrg und in Bibliothekswesen der Gegenwart) und doch werden sie oft sträflich vernachlässigt: die öffentlichen Bibliotheken.
Wir durften während des ersten Praxissemesters neben unseren Praktika an den ÖBs noch eine weitere Stelle kennenlernen: die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen in Regensburg, zuständig für Niederbayern und die Oberpfalz.
Das kleine, aber feine Team aus sechs Personen hat uns mit einem großen Spektrum an Aufgaben und Services begeistert. Nur um das klarzustellen: Hier geht es nicht um die großen Stadtbibliotheken wie in Regensburg oder Deggendorf, sondern um die Regionalbibliotheken, mittelgroßen Kleinstadtbüchereien, kleinen Gemeindebüchereien – und nicht zuletzt auch um die oft abgehängten Schulbibliotheken.
Häufig von Laien geführt, denen es meist an Zeit und Ausbildung fehlt, können diese Hilfe gut gebrauchen. Und da tritt das Team der LSF mit großem Engagement und Begeisterung auf: Neben individueller Fachberatung werden vor allem Schulungen und Fortbildungen angeboten, die das nicht-bibliothekarische Personal fit für die Arbeit an ihrer Bücherei macht: Finanzierungsmöglichkeiten, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, bauliche Maßnahmen – die Bandbreite ist enorm!
Ein kleines Highlight war der Außendienst. Auf ging es zunächst per Fahrzeug der Regierung der Oberpfalz Richtung tschechischer Grenze in eine kleine Stadtbücherei in der 3.000-Seelen-Stadt Bärnau. Nachdem wir in der flirrenden Hitze des bis dato heißesten Tages des Jahres 2025 angekommen waren, machten wir uns gleich auf den Weg vorbei am Deutschen Knopfmuseum in die angenehm kühlen Räumlichkeiten der Stadtbücherei, in der wir bei Kaffee und Kuchen fleißig unsere Notizen während der Fachberatung mitschrieben.
Auf dem Heimweg machten wir dann einen Abstecher in die Regionalbibliothek Weiden (seit Jahren Spitzenreiterin in allen Statistiken). Und bald war uns klar, woher der große Hype kommt: (ja, natürlich: großartiger Bestand, innovatives Team, vielzählige Veranstaltungen, ...) Denn in einem kleinen Regalfach wohnt die Leseraupe Regibert, die alle zwei Jahre während der Sommerferien Abenteuer erlebt, die nur mit der Lesekraft der Kinder gut ausgehen können! Ob er nun entführt, in eine Stinkesocke verwandelt wird, oder die schlafenden Bücher wecken muss: Die Kinder von Weiden verfallen in das Lesefieber und stürzen sich voller Tatendrang auf ihre Bücher, damit die Geschichten am Ende dennoch gut ausgehen. Dass hierbei ganz Weiden miteinbezogen wird, zeigt sich zudem an dem Engagement der Stadtverwaltung und auch der Polizei, die in Fahndungsvideos für den vermissten Regibert zusammen mit dem verzweifelten Bürgermeister zum eifrigen Ausleihen aufruft – mit dem Ergebnis, dass sich ganze Schulen bei dem Abenteuer beteiligen und beispielsweise voller Begeisterung Regibert nachbasteln.
Auch wir waren begeistert und hätten wir vorher schon den Star der Bibliothek in Weiden gekannt, hätten wir natürlich ein Päckchen Buchstabennudeln mitgebrach (Regiberts Lieblingsessen – wobei laut Bibliothekspersonal ein Schrank hinter der Theke schon vor Nudeln überquillt, weil die Kinder als Vorsichtsmaßnahme nach Regiberts letztem Abenteuer massenhaft Buchstabennudeln gespendet haben, da er als Strafe dafür, dass er einer Hexe eine wertvolle Zutat weggefressen hatte, verwandelt wurde.)
Generell war die Woche, die wir an der LFS verbringen konnten, eine wunderbare Erfahrung in eine komplett andere Bibliotheksarbeit, die wir nicht missen wollen und definitiv allen angehenden Bibliothekar*Innen an das Herz legen möchten.
Bettina Himpsl, Diana Frank und Antonia Frey (Kurs 24/27)


Fotos © Gabi Fliegerbauer