Blog

Adventskalender (9): “Hinter einer schwarzen Tür mit mysteriösen Zeichen und hässlichen Fratzen…”

[studierende.aub] - 9. Dez 2024, 07:40

„Tausende von Türen, hinter denen sich jeweils ein Jahr der Weltgeschichte verbirgt..."

“Merkwürdigkeit, Seltsamkeit, Sonderbarkeit” - Diese drei Synonyme des Wortes “Skurrilität” beschreiben den Titel dieses Beitrags relativ gut. “Was verbirgt sich hinter dieser Tür?”, ist vermutlich gerade den meisten von euch durch den Kopf geschossen.Dies ist nicht unbedingt verwunderlich, da das Geheimnisvolle dieser Beschreibung auf ganz natürliche Art eure Neugierde wecken und euch damit überzeugen sollte, diesen Beitrag zu lesen. Besonders bei Kindern weckt Faszination Wissbegierde, die es wiederum ermöglicht deren Aufmerksamkeit voll und ganz auf ein bestimmtes Thema zu richten. Doch auch bei Erwachsenen lässt sich dieses Phänomen beobachten, was anhand des Erfolges des Fantasy und Sci-Fi Genres in der Literatur und Filmen deutlich wird.

Dieses Interesse kann nun als Mittel zum Lehren oder Lernen dienen, um das Wissen über ein spezielles Thema zu vertiefen. Die amerikanische Autorin Mary Pope Osborne hat dies erkannt und bringt Kindern mithilfe ihrer Buchreihe “Magic Tree House” (Das magische Baumhaus) Wissen über verschiedenste Themen näher. Ich möchte euch nun ein weiteres Beispiel aufzeigen, in dem mit der Faszination des Unmöglichen ein historisches Grundwissen aufgebaut wird. Dass zumindest Begeisterung für die historischen Abenteuer der Buchreihe, die ich vorstellen werde, entstehen sollte, kann einem Blog-Artikel des Adventskalenders 2023 entnommen werden. :)

Die ursprüngliche Zielgruppe der Bücher über “Die Zeitdetektive” wären Kinder ab neun Jahren. Praktischerweise orientiert sich der Inhalt der Geschichten sogar am Lehrplan der Schulen. (*1) So handelt beispielsweise ein Band der Reihe von den Kreuzzügen (Band 9) oder ein anderer von der Schlacht im Teutoburger Wald (Band 16), die vor allem den Lateinlernenden unter uns etwas sagen sollte. ;) Nichtsdestotrotz wäre es bestimmt auch für Erwachsene, die sich für geschichtliche Ereignisse interessieren, spannend mehr über die Wikingersiedlung “Haithabu” (Band 7) oder die Entstehung des Deckenfreskos in der Sixitinischen Kapelle durch Michelangelo (Band 20) zu erfahren.

„Die schlagfertige Kim, der kluge Julian, der sportliche Leon und die rätselhafte ägyptische Katze Kija sind vier Freunde, die ein Geheimnis haben …”, heißt es zu Beginn in jedem ersten Kapitel der Bücher. Doch nicht nur die Vorstellung der Hauptcharaktere findet in der Einleitung statt; dem Leser wird zusätzlich das Geheimnis der Freunde, welches sich in einer alten Klosterbibliothek befindet, verraten. Diese “Welt zwischen Buchdeckeln” wird durch knarzende Dielenbretter, einem leichten Staubgeruch und verschnörkelten Lesepulten, als mysteriöser und gleichzeitig gemütlicher Ort dargestellt. Dazu kommen die langen Regalwände voller Bücher, bei dem sich hinter einem besonders Hohen mit Geschichtsbüchern, die bereits im Titel erwähnte “schwarze Tür mit mysteriösen Zeichen und hässlichen Fratzen” befindet. Wenn diese geöffnet wird, erwarten einen neben einer Geräuschkulisse, die mit Mühlradklappern, Chorgesang oder Kanonendonnern beschrieben wird, einem rhythmischem Pochen des Bodens, welcher mit dem Schlagen eines Herzes verglichen wird, ein unendlicher Raum mit Türen, die die Freunde in die Vergangenheit führen. Die von bläulichem Nebel begleitete, magische Atmosphäre von “Tempus” ist jedoch nicht der einzige Grund, warum die Bibliothek häufig von Kim, Julian, Leon und Kija aufgesucht wird. Vor allem das Interesse an Rätseln der Vergangenheit lockt die Kinder immer wieder zum Ort von Raum und Zeit. Sei es durch den Geschichtsunterricht in der Schule, beim Kniffelspiel oder einer Theateraufführung; immer wieder stoßen die Vier auf ein Mysterium, das sie aufdecken möchten. Nach gutem Vorbild informieren sich die Freunde jedoch immer mithilfe des Bestands der Bibliothek oder den PC-Arbeitsplätzen vor einer ihrer Reisen. Wenn allerdings die Recherchefähigkeit der Schüler und das Wissen ihres Geschichtslehrers Herrn Tebelmann an ihre Grenzen stoßen, heißt es schließlich doch: “Kommt lasst uns Tempus einen Besuch abstatten.” Weder räumliche noch zeitliche Entfernung spielt nun mehr eine Rolle, während die Freunde in den wilden Westen, das Reich der Azteken oder die Mongolei reisen. Falls ihr Interesse zum spezifischeren Ablauf davon habt, empfehle ich euch den anderen spannenden Beitrag über die Zeitdetektive zu lesen!

Doch was die Kinderkrimis zusätzlich interessanter und auch wertvoller zum Lesen macht, sind die verschiedenen Arten, wie tatsächliches Wissen mit fiktiven Geschichten über Diebstähle, Sabotagen oder Entführungen verknüpft wird. Diese Verbindung vom Realem und Erfundenem findet in erster Linie durch die stetigen Wissenseinschübe statt. So erfährt man nicht nur etwas über den Ursprung der Redewendung “jemandem im Stich lassen” (*2), sondern auch den Grund für den Aufstieg der Stadt Köln im Mittelalter. (*3) Zusätzlich befindet sich am Ende jedes Buches ein Glossar, welches im Text kursiv-geschriebene Begriffe näher erläutert. Dabei kann es sich um simple Dinge wie eine “Dschallabija” (ein langes, traditionelles Gewand mit weiten Ärmeln, ursprünglich aus dem alten Ägypten), spezifische Bezeichnungen wie “Runen” (Schriftzeichen der Wikinger, in Gebrauch vom 2. bis 14. Jh.), Orte wie “Edo” ‘(früherer Name der Hauptstadt Tokio) oder auch historische Persönlichkeiten handeln. Da Letztere häufig unvermeidbar durch den fiktiven Teil der Bücher mit zusätzlichen Eigenschaften versehen werden müssen, folgt auf das Glossar als letztes Kapitel ein “Fakten-Check” über eine Person, mit der die Freunde in dem jeweiligen Band das Vergnügen haben durften. So findet neben einem aufregenden Plot eine tatsächliche Einordnung in die Menschheitsgeschichte statt und der/die Leser*in lernt Menschen wie Sir Francis Drake, dem “Pirat der Königin” oder Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, näher kennen.

Die Klosterbibliothek dient also in jeglicher Hinsicht als Ort der Informationsbeschaffung, sei es über die Recherche der Freunde, “Tempus” oder letzendlich ihrer Existenz in dieser Buchreihe. Als angehende Bibliothekare sollten wir diese Bücher also stolz weiterempfehlen dürfen beziehungsweise vielleicht sogar als Geschenkidee für das anstehende Weihnachtsfest nehmen. ;) Abschließen möchte diesen Beitrag nun mit einem Zitat aus einem der Bücher zur Beschreibung von Tempus: „Tausende von Türen, hinter denen sich jeweils ein Jahr der Weltgeschichte verbirgt.“ (Irgendwie erinnert mich das auch an unseren Adventskalender). Frohes Fest! ?

- gs

*1 Der Autor der Buchreihe, Fabian Lenk, hat ebenfalls bei mehreren Schulbüchern mitgewirkt! Das Lesen der Bücher lohnt sich als Schülerin also definitiv. :D

*2 “Wenn ein Ritter bei einem Stechen, also bei einem Reiterkampf mit Lanzen, aus dem Sattel gehoben wurde, auf den Boden krachte und sein Knappe ihm nicht wieder aufhalf, so wurde der […] Ritter ‘im Stich gelassen’.” (Band 41)

*3 Neben der deutschen Goldschmiedekunst war Köln auch für die Reliquien der Heiligen Drei Könige bekannt und zu der Zeit so ein Pilgerziel vieler Menschen. (Band 34)

Quellen:

https://www.duden.de/rechtschreibung/Skurrilitaet

https://www.kosmos.de/de/content/Markenwelten/Zeitdetektive/Die Zeitdetektive

https://www.wikiwand.com/de/articles/Die_Zeitdetektive

Zeitdetektive Band 34 Barbarossa und der Raub von Köln

Zeitdetektive Band 35 Shakespeare und die schwarze Maske

Zeitdetektive Band 36 Der Fluch des Pharao

Zeitdetektive Band 38 Ramses und die Falle am Nil

Zeitdetektive Band 41 Der letzte Ritter von Füssen

Zeitdetektive Band 42 Hinterhalt am Limes


Bisher wurde noch kein Kommentar abgegeben.